KOMM-Bildungsbereich

1990 - 1999

"Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben"

Braun-weiß-Negative von Gesichtern und Stempel des Reichskriminalpolizeiamtes

Eine Ausstellung zu den Jugendkonzentrationslagern
in Moringen und Uckermark 1940-1945

im KOMM-Foyer vom 5. März bis 27. März 1997

Die Ausstellung thematisiert die Geschichte der Lager Moringen und Uckermark sowie der jungen Häftlinge. Aufgrund politischer, religiöser, rassischer und - vor allem - sozialer Verfolgung wurden Mädchen in Uckermark und Jungen in Moringen als sogenannte "Gemeinschaftsfremde" inhaftiert. Im Alter von 10 bis 25 Jahren waren nahezu 3.000 Kinder und Jugendliche - viele noch in der Pubertät - aus ihren Lebenszusammenhängen gerissen und dem SS-Terror, der kriminalbiologischen Selektion und der Zwangsarbeit ausgesetzt. Sie kamen aus allen Teilen des "Reiches" und aus den von deutschen Truppen überfallenen Ländern. Fürsorgerinnen und Erzieher, Polizei, Haus- und Blockwarte, Nachbarn und Bekannte, Arbeitgeber und Lehrherren: Viele beobachteten, registrierten und denunzierten den Lebensstil, das "unbotmäßige" und auffällige Verhalten oder die antinazistische Einstellung der Jungen und Mädchen. Vor allem Jugendämter und Erziehungsheime nutzten die Möglichkeit, missliebige Jugendliche aus der Heimerziehung auszusondern und in die Jugend-KZ zu überstellen.
In Moringen wurden minderjährige Jungen und im Lager Uckermark Mädchen und junge Frauen unter erniedrigenden Bedingungen zusammengepfercht. Bei mangelhafter Verpflegung waren sie den unterschiedlichen Witterungsverhältnissen nahezu hilflos ausgeliefert. Peinigende Strafen und sadistische Quälereien gehörten zum täglichen Leben der Häftlinge. In der Haft starben viele Jungen und Mädchen, die überlebenden erlitten erhebliche körperliche und seelische Beeinträchtigungen.

Jugend-KZs

Begrüßung und Einführung:
Dr. Georg Leipold, Schul- und Kulturreferent der Stadt Nürnberg
Ein Vertreter der Hans-Böckler-Stiftung
Ein Vertreter des DGB

Eröffnungsvortrag:
Prof. Dr. Manfred Kappeier (TU Berlin) "Verstrickung und Komplizenschaft: Die Beteiligung von Jugendbehörden an der Nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik 1933 - 1945"

Begleitveranstaltung:
Günter Discher, Deutschlands ältester Disk-Jockey erzählt über Swing & Jazz im Nationalsozialismus mit Musikbeispielen von damals führenden Swing- und Jazz-Orchestern. Er berichtet über seine Zeit bei der Hamburger Swing-Jugend bis hin zu seiner Einweisung in das Jugend-KZ Moringen.
Donnerstag, 06. März 1997, 19.00 Uhr KOMM-Hinterzimmer

Veranstalter:
KOMM-Bildungsbereich, Kooperation Freizeit & Schule, Diskurswerkstatt e.V., Hans-Böckler-Stiftung und DGB-Jugend.



Ausstellung davor