Dem KOMM-Bildungsbereich im K4 ist es gelungen die Ausstellung Betrifft: "Aktion 3" als erster Aussteller nach Bayern zu holen. Die Ausstellung, die sich mit der "Arisierung" und "Entjudung" der deutschen Gesellschaft während des Nationalsozialismus auseinandersetzt wurde erstmals im Jahre 1998 gezeigt
Erstmals sind in der Ausstellung Unterlagen zu sehen, die die massenhafte Beteiligung der nichtjüdischen
Deutschen an den "Arisierungsprozessen" im Dritten Reich aufzeigen.
Wohnungen wurden geräumt und neu vermietet, Immobilien taxiert und veräußert, die IG-Farben
erwarben einen jüdischen Friedhof, Schulen kauften Möbel, die Universität Bonn Bücher,
arische Nachbarn Teppiche, Wäsche, Kartoffeln. Speditonen verdienten am Transport von Juden-Mobiliar aus
Belgien, Holland oder Frankreich. Ausgebombte Familien kamen so preiswert wieder zu Tisch oder Bett. Aus den
Quittungen der Finanzbeamten ging eindeutig hervor, dass es sich um Eigentum des Juden/der Jüdin
verschiedener Juden handelte, doch offenbar hatte niemand Skrupel bei den legalen Geschäften. Als wenige
überlebende nach dem 8. Mai 1945 Wiedergutmachung forderten, wiesen oft dieselben Beamten ihre
Ansprüche zurück. Die in der Ausstellung dokumentierten Vorgänge haben sich so oder ähnlich
in allen deutschen Städten und Dörfern ereignet, in denen damals Juden lebten.
Bei der Konzeption der Ausstellung ging der Ausstellungsmacher Prof. Dr. Wolfgang
Dreßen einen ungewöhnlichen Weg, er durchforschte die Archive der Oberfinanzdirektion Köln und stieß
hierbei auf dieses brisante Material. Dabei sorgen die Dokumente, die ausgestellt werden für erhebliche Furore. Denn
die Veröffentlichung der Dokumente ist eigentlich illegal. Belege und Akten der Enteignung in den
Finanzbehörden, wurden erst auf 30 Jahre, dann 1988 auf 80 Jahre für die Öffentlichkeit gesperrt. Es ist
der Verdienst dieser Ausstellung, dass diese Verordnung ans Tagelicht kam. Seither vergeht kaum ein Monat in der
Bundesrepublik, ohne dass sich jemand mit dieser Thematik öffentlich auseinandersetzt.
Begleitveranstaltungen:
Film
1. März bis 6. März
“… Verzeihung, ich lebe” (BRD/Polen 2000), Film im Filmhauskino, “Hessischer Filmpreis 2000” und “Film des Jahres 2000” der evang. Filmarbeit
Spielzeiten, s. Filmhausprogramm, Schulaufführungen nach tel. Voranmeldung möglich Tel.: 231 5823
Sonntag, 04.03.2001, 17.15 Uhr
Filmaufführung im Filmhauskino
im Anschluß spricht Eckart Dietzfelbinger (Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände) mit dem Regisseur Marek Pelc, Zutritt zur Diskussion frei
Wortveranstaltungen
8. März 2001, 19.30 Uhr, K4 Weißer Saal
“Arisierung” in Nürnberg und Fürth – Maren Janetzku (Nürnberg),
“Streicher und die besondere Situation der Enteignung in Nürnberg” Zeitzeugen: Hr. Hamburger (Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg), Hr. Gundelfinger (Fürth)
14. März, 19.30 Uhr, K4 Weißer Saal
“Moderner Antisemitismus - Eine Skizze” – Prof. Dr. Friedhelm Kröll
(Wien, Nürnberg)
22. März, 19.30 Uhr, K4 Weißer Saal
“Antisemitismus, Rassismus, Leitkultur” – N.N.
29. März, 19.30 Uhr, K4 Weißer Saal
“Rückerstattung - Anspruch und Realität” – die neuen Bundesländer und die Regelung von Ansprüchen bei der Rückerstattung von enteigneten jüdischen Eigentums während der Naziherrschaft – Ruth Wagner (Amt zur Regelung offener Vermögensfragen, Landkreis Teltow bei Berlin), Bernhard Purin (Leiter des jüd. Museum Fürth)
Rundgange und Schulführungen
“Geschichte der Juden in Nürnberg”, Rundgang durch die Innenstadt; Verein Geschichte für alle e.V., Anmeldung: 0911-33 27 35, Treffpunkt für Rundgänge: Hauptmarkt (Schöner Brunnen), immer Sonntags (4.3., 11.3., 18.3., 25.3, 1.4. und 8.4.) um 14.00 Uhr. Dauer ca. 1,5 Std. (Kosten 10,- DM, erm. 7,- DM)