KOMM-Bildungsbereich

2000 - 2005

"Fotografische LineaTouren Nürnberg"

Nicht (nur) geografische Linien Nürnbergs, sondern auch solche mit sozialen, geschichtlichen, ästhetischen oder künstlerischen Bezügen hatten die Fotografen inspiriert:
Das ungewöhnliche Gesicht einer Stadt war zu sehen, wie es im Kontext zwischen Idee, Realität, Fiktion und Projektion der Künstler steht. In den einzelnen Arbeiten standen narrative Bildfolgen neben Momentaufnahmen oder installativen Arbeiten; die Motive reichten von transzendenten Objekten über Personen bis hin zu Dosen ...

Fotos und Informationen zu den einzelnen Konzepten der Fotografen:

Kind schaut aus Erdloch, © James Albright

Jim Albright fotografiert mit seiner Kleinbildkamera in schwarzweiss die grosse Strasse am Reichsparteitagsgelände. Nahezu ein Jahr lang hat er die Strassen Tag und Nacht bei jeder Jahreszeit aufgesucht und dabei festgehalten, was dort geschieht und welches Publikum zu sehen ist. Schon immer übte sie eine grosse Faszination auf ihn aus, ob als GI, Besucher des Frühlingsfestes oder eines Konzertes von Bob Dylan. "Die grosse Strasse ist für mich wie eine lange, gerade Leinwand aus Steinplatten und Beton" erklärt er und will "sehen, ob es etwas ungewöhnliches zu sehen gibt ...". Seine Bilder zeigen in kompakter und dichter Weise die Atmosphäre an jenem 'unwirklichen' Ort der Geschichte.

Name: James Edward Albright Jr.
Geboren: 09. April 1958 in San Angelo, Texas (USA)
Werdegang:

  • Fotografiert seit seinem 12. Lebensjahr und seit 1978 im Auftrag für die US-Armee
  • 1982 - 1985 Studium in Texas (Journalistik und Literatur)
  • von 1985 bis 1993 Arbeit als Redakteur und Fotograf bei Zeitungen der US-Armee in Nürnberg
  • nach seinem Studium als Journalist hat er bis 1993 für verschiedene Heereszeitungen der Armee gearbeitet, seit 1993 arbeitet er als Fotograf bei der Fränkischen Landeszeitung in Ansbach

Auszeichnungen:

  • Medienwettbewerb der US-Armee in Europa 1990: 1. Platz in der Kategorie "Features", 2. Platz für "Bebilderung eines Artikels", 2. Platz für "Fotografie"
  • Medienwettbewerb der US-Armee in Europa 1991: "Journalist des Jahres"
  • Medienwettbewerb der US-Armee weltweit 1991: 2. Platz in der Kategorie "Fotografie"
  • Sonderpreis des Bayerischen Journalistenverbandes "Pressefoto 2001"
  • Bayerischer Journalistenverband: 3. Platz "Pressefoto 2002"

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Plattgedrückte Pepsidose, © Mile Cindric

Mile Cindric hat sie (beinahe) überall in Nürnberg gefunden: Dosen. Diese durstlöschenden, hungerstillenden Konservenheimaten und ihre Veränderungen im Laufe eines "Dosenlebens" haben ihn fasziniert. Er präsentiert deshalb in seinem Beitrag Dosen - als Fotografie, aber auch so wie er sie gefunden hat: deformiert, verrostet, mit und ohne Farbe. Der Fotograf bietet dem Betrachter die Objekte vor einem sterilen weissen Hintergrund in von hinten beleuchteten Holzrahmen an, wodurch sich deren Veränderung absurd und gleichsam faszinierend zeigt. Er zieht seine "Linien" von der Bedeutung für den Erwerbenden zur völligen Bedeutungslosigkeit für alle nachfolgenden Betrachter. "Ich möchte aus dem Nicht-Betrachter einen Wieder-Betrachter machen", erklärt Mile Cindric sein Konzept für seine Arbeiten.
Name: Mile Cindric
Geboren: Mai 1964 in Sastavak, Kroatien
Werdegang:

  • 1970 übersiedlung nach Uttenreuth in Franken
  • nach seiner Ausbildung bei der DBP war er dort auch berufstätig
  • fotografiert seit 1990
  • seit 1995 freiberuflich tätig
  • arbeitet als freier Fotograf für das Monatsmagazin Plärrer, sowie für die "Esskapaden" u. a.

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Autobahn bei Nacht, © Günter Distler

Günter Distler arbeitet digital und bei Nacht. Dort, wo das Licht macht, was es will und die Gegenständlichkeit des Tagwerks übergeht in frei fliessende Transzendenz. Aus der Bewegung entstehen Lichtreflexe, optische Täuschungen, surreale Landschaften und Felder. Er lässt sich zum ersten mal auf die experimentelle Arbeit mit der Digitalkamera ein und versucht deren Möglichkeiten und Potentiale dabei auszuloten. Was am Schluss in der Ausstellung zu sehen ist, bleibt jedoch offen, denn Günter Distler versteht seine Arbeit als "eine völlig neue Erfahrung und Herausforderung und somit als "work in progress"". Seine Suche nach den "eigentlichen Lebenslinien der urbanen Gesellschaft" will möglichst ungefiltert "hinterfragen, was an sich das fotografische Handwerk auszeichnet".
Name: Günter Distler
Werdegang:

  • arbeitet als Fotograf bei den Nürnberger Nachrichten

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Junge mit Basketball vor Plakat mit nackten Frauenbeinen, © Stefan Hippel

Stefan Hippel stösst bei seinen Fragen - "Wo wird Nürnberg noch erregt?" oder "Wo hat Nürnberg sein Herz?" auf den Kurvenverlauf eines EKGs. Dieser verfolgt charakteristische Bewegungen, die mit den Buchstaben P, Q, R, S, T benannt werden. In seinem fotografischen Versuch verfolgt er mit dieser "Linie" Orte, Menschen und Ereignisse der Erregung, aber auch der Erschlaffung. "Linien", die das Leben, aber auch Sterben in einem positiven und pathologischen oder krankhaften Befund zeigen - bis hin zur Nulllinie. Die Portraits, Stadtlandschaften und Details von Stefan Hippel bewegen sich auf diesen EKG-Linien in grafischer wie in inhaltlicher Hinsicht und können den jeweiligen EKG-Punkten zugeordnet werden. "Meine Arbeit ist letztlich auch der fotografische Versuch, Nürnbergs Herztätigkeit festzustellen", meint der Fotograf.
Name: Stefan Hippel
Geboren: 15.10.63 in Hutthurm, Landkreis Passau
Werdegang:

  • 1981-1984 klassische Ausbildung Industriefotograf mit Gesellenprüfung
  • 1984-1987 Werbung für Investitionsgüter wie Kraftwerke und Eisenbahnen
  • 1987-1989 Werbung für Unterhaltungselektronik/Grundig
  • seit 1989 Bildredakteur bei den Nürnberger Nachrichten

Auszeichnungen:

  • 2003 2. Preis Pressefoto Bayern

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Evelyn Latteier arbeitet in diesem Projekt mit freien, assotiativen Bildern von und zu ihrer Heimatstadt Nürnberg. Die Fotografien, welche Orte und Befindlichkeiten zeigen, werden mit plastischen Linien durchzogen. Diese Serie bedeutet für die Fotografin eine "Auseinandersetzung mit Bekanntem auf unbekanntem Terrain".
Name: Evelyn Latteier
Werdegang:

  • 1996-2002 Georg-Simon-Ohm Fachhochschule, Nürnberg (Kommunikations-Design)
  • 2002-2003 School of Visual Arts, New York City (Master of Photography and Related Media Program)
  • freiberufliche Designerin und Fotografin

Auszeichnungen

  • 2000 Kodak Nachwuchsförderpreis
  • 2001 Anerkennung, DB Europäischer Architektur Photographie Preis
  • 2002/2003 Fullbright Stipendium für die School of Visual Arts, New York City

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Telefonierende Frau hinter zerkratztem Straßenbahnfenster, © Petra Simon

Petra Simon thematisiert die Linien 5, 8 und 9 der Nürnberger Strassenbahnen und die Kratzer in den Scheiben der Waggons. "Scratches" nennt die Fotografin ihre Bildserie und meint damit nicht nur die Linien der oberen Ebene scheinbarer Doppelbelichtungen. Die ausschnitthafte Verdichtung zerkratzter Scheiben mit der sich dahinter befindlichen Personen verschmilzt in den Arbeiten zu einer neuen, homogenen Ansicht. Die Menschen hinter dem beschädigten Glas sehen aus wie sorgsam eingebettete Skulpturen - unscharf, geheimnisvoll. In dem Maß, in dem die Personen durch die weissen Linien und "Scratches" auf den Scheiben ihr tatsächliches Antlitz verlieren, um nahezu ikonenhaft überhöht zu erscheinen, werden die Kratzer selbst, entstanden durch jugendliche Zerstörungswut, unwichtig und willkürlich. "Denn", so sagt Petra Simon, "sie greifen nur die Oberfläche an, ohne die Substanz zu berühren und laufen so isoliert betrachtet ins Leere".
Name: Petra Simon
Geboren: 1953
Werdegang:

  • gelernte Germanistin
  • viele Jahre tätig als Textredakteurin im Bereich Bildung und Beruf
  • fotografische Autodidaktin
  • seit 2000 freie Bildjournalistin mit Schwerpunkten aus und für die Arbeitswelt und Bildreportagen für Jugendliche
  • Mitglied der "Fotoszene Nürnberg"

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Herbert Voll dekonstruiert in seinen Arbeiten ein Stück seiner Heimatstadt: Einerseits findet man Fotos von Gewässern in und um Nürnberg, wie zum Beispiel den Dutzendteich, sehr romantisch-realistisch ins Bild gesetzt. Andererseits "zerschneidet" der Kunstmaler und Fotograf eben diese Gewässer und setzt sie neu zusammen. Genauer gesagt, fügt er die Aufnahmen von den Wasseroberflächen wieder neu zusammen. Um die (Wasser-) Linien sichtbar zu machen, hat er die Fotos in unterschiedlich lange Streifen zerschnitten und auf dem Tableau in eine vollkommen neue "Ordnung" gebracht. "Die feinen Streifen dieser Linien", meint Herbert Voll, "zeigen die Dynamik, Schönheit und Unterschiedlichkeit des Wassers in Nürnberg in einer ganz neuen farblichen, räumlichen und kompositorischen Struktur".
Name: Herbert Voll
Geboren: 1944 in Nürnberg
Werdegang:

  • 13 Jahre Fotograf für die Nürnberger Nachrichten
  • danach freier Kunstmaler und Fotograf

Auszeichnungen:

  • Preis des Kulturforum-Frankens 2003

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Ausstellung davor