Vom Bauen im Nationalsozialismus sind zumeist nur repräsentative Großbauten bekannt. Damit wird
der Blick auf einige Baugattungen, Zentren und Personen verengt. Es verfestigen sich bestimmte
Klischees von NS-Kunst und die Zusammenhänge zwischen einer Ordensburg und einem kleinen HJ-Heim,
zwischen Rüstungsindustrie und scheinbar harmlosen Siedlungshäuschen bleiben verstellt.
Die nach Bauaufgaben gegliederte Ausstellung bietet erstmals einen Gesamtüberblick über das Bauschaffen der Nazizeit
in einem deutschen Bundesland. So wirs eben nicht nur wieder der repräsentative Bauten-Pomp der Nazis gezeigt, ihr ungeschlachter
Neoklassizismus, sondern das andere, an das wir uns so gewöhnt haben, daß es kaum noch auffällt: Postämter,
Bahnhöfe und Baracken, biedere Siedlerhäuschen und elegante Industriebauten, Kasernen, Tankstellen, Reichsarbeitsdienst- und
Konzentrationslager — aber auch den Größenwahnsinn, der sich in vielen geplanten städtebaulichen Vergewaltigungen
bekanntgibt. Durch die flächendeckende Erfassung, Analyse und kartographische Darstellung der gesamten Bau-
und Planungstätigkeit im Nationalsozialismus am Fallbeispiel Bayern können sämtliche
Bauten vom Gauforum bis zum Zwangsarbeiterlager im Zusammenhang der NS-Ziele eingeordnet und erklärt werden.