Das Ende der Sowjetunion und der DDR hat eine Lücke gerissen.
Manche triumphieren.
Andere Trauern.
Aber ist der Kommunismus in Europa wirklich abgetreten?
Viele verhalten sich so, als ob der Feind noch immer existiert:
Warum versuchen Sozialdemokraten, ihr Profil in der Abgrenzung gegen die alten Parteikader zu schärfen?
Warum schüren Konservative mit den alten Systemveränderer-Bildern die Angst vor der rot-grünen Gefahr -
für nationale Sicherheit und Prosperität?
Ist es wirklich nur die wirtschaftliche Katastrophe von Jelzins Russland, die den "Westen" dem
"Osten" den Zugang zur EU und NATO verweigern lässt?
Offenbar löst der alte Kommunismus noch immer zuverlässig Abgrenzungsreflexe aus - ist etwa was von ihm
übrig geblieben?
Da sind die Linken - amorph, versprengt, resigniert.
Auch wenn sie nach dem Zusammenbruch des Kommunismus beteuern, sie hätten immer gewusst, das sie nie im Osten
hätten leben wollen - zufrieden sind sie im Westen auch nicht.
Es scheint: sie suchen etwas - und finden es nicht.
Was treibt sie um? Sind da etwa Bedürfnisse ungestillt?
Warum schließen sie sich nicht dem Zeitgeist an, in der Überzeugung, der globale Kapitalismus garantiere
am besten die Rundumbefriedigung aller Bedürfnisse?
Suchen sie noch immer eine Alternative? Eine Vision? Eine Utopie, einer besseren Zukunft?
Offenbar ist diese Suche nicht mit dem Kommunismus in das Archiv der Geschichte gewandert. Was ist von dieser utopischen
Triebkraft übrig geblieben?
Und dann streiten da die Gelehrten und die Dichter, die Denker in der Presse und die alten linken Schlachtrösser:
Über die Verbrechen der Wehrmacht und über die Verbrechen der Bolschewisten: Wer hat was verbrochen?
Und wenn jeder furchtbares verbrochen hat - wo ist da noch der Unterschied?
Zwischen den Nazis und den Kommunisten? Hatte nicht jeder seine Vernichtungslager?
Übertünchen die dröhnenden Propagandaschlachten dieses Jahrhunderts nur die enge Verwandtschaft
feindlicher Brüder?
Müssen wir die Geschichte unseres Jahrhunderts neu denken? Oder sind wir im Begriff, über den Millionen von Toten zu
verkennen, wer wofür verantwortlich war?
Raubt uns die Gleichung "Faschisten = Kommunisten" den letzten Stand-Punkt, die Ereignisse unseres Jahrhunderts
zu verstehen? Zu diesen Themenkomplexen will der Bildungsbereich Gelegenheit zu ausführlicher Diskussion bieten.
Donnerstag, 29.04.99, Festsaal
Im Angesicht eines barbarischen Jahrhunderts!
Zivilisationsbruch und Fortschrittsglaube als Folie für Massenmord
Dienstag, 04.05.99, Zentralhalle
War schon die Ideologie tödlich?
Die Debatte um das "Schwarzbuch des Kommunismus"
Donnerstag, 06.05.99, Zentralhalle
KZ = GULAG?
Die Lagerwelten der Nazis und Kommunisten im Vergleich
Dienstag, 11.05.99, Festsaal
Was sie wollten - was sie wurden!
Zur Geschichte von Kommunisten