KOMM-Bildungsbereich

Letizia Battaglia

Im Schatten des organisierten Verbrechens

Dieser Kurztext beschäftigt sich mit der Rolle der Frauen in der Mafia und im Kampf gegen die Mafia.

Frauen können keine Mitglieder der “Geheimgesellschaft” werden. Dennoch spielen sie, eine bedeutende Rolle im Alltag des organisierten Verbrechens. Ihre Aufgaben reichen von der traditionellen Rolle der “übermittlerin” der mafiosen Werte an die nächste Generation bis hin zur Führung kleinerer Mafiagruppen. Als Mütter und Ehefrauen der Mafiosi nehmen sie in ihrer traditionellen Rolle ihre Söhne und Ehemänner vor der Justiz und der medialen öffentlichkeit in Schutz. Sie decken, bzw. unterstützen die illegalen und kriminellen Geschäfte der männlichen Familienmitglieder und haben das ehrenhafte Ansehen der Familie nach außen hin zu wahren. Inzwischen hat sich jedoch diese weithin bekannte klassische Rolle “der Frau im Hintergrund” verändert. Insbesondere in der kalabrischen 'Ndrangheta und der neapolitanischen Camorra, deren Strukturen für Frauen offener sind als die der Cosa Nostra, lässt sich dies beobachten. Frauen übernehmen immer häufiger den Job als Drogenkurier oder Dealerinnen, manchmal auch die Leitung kleinerer Mafiagruppierungen. Man(n) hat sich darauf geeinigt, den Frauen, ebenso wie Ausländern, zu erlauben, in Zwischenorganisationen des Netzwerkes mit zu mischen. Jedoch nur unter der Voraussetzung der Akzeptanz der Vorherrschaft der Männer.

... e Contro la Mafia
Ab Mitte der 1950er Jahre wendeten sich immer mehr Menschen gegen die Mafia. Die so genannte “Mamma Carnevale” war die erste Angehörige eines Mafiaopfers, die eine Bestrafung der Mörder ihres Sohnes fordert. Die Anklagen von Frauen gegen die Mafia wurden oft nicht ernst genommen und für die Frauen ergaben sich aus ihrem gesellschaftlichen Engagement gegen das organisierte Verbrechen erhebliche soziale Benachteiligungen. Dennoch begannen sich Frauen seit den 1980er Jahren immer stärker gegen die Mafia zu engagieren und in Vereinigungen zu organisieren. Die sizilianischen Frauen organisierten sich 1984 in einer Vereinigung im Kampf gegen die Mafia, die seit ihres Bestehens Demonstrationen, Petitionen und Aktionen (Bettlaken-Aktion) gegen die Mafia organisiert. Außerdem begleitet sie Prozesse gegen Mafiosi und unterstützt Mafia-Opfer finanziell. Ihr gemeinsames Ziel ist es, den Terror und die Grausamkeiten der Mafia zu beenden und dabei die Erinnerung an die Ungerechtigkeit und die Grausamkeiten wach zu halten.